Die Rüstungen des Fortschritts. Zwischen der Erleichterung von Arbeitsprozessen und der Prävention vor schweren Verletzungen.


Die Technisierung des Körpers macht auch vor der Arbeitswelt keinen Halt. Wo ein Mensch in Zukunft in Konkurrenz mit künstlichen Intelligenzen und Robotern steht, muss er mit einer leistungsfähigen Rüstung ausgestattet werden, die dabei unterstützt potenzielle Fehler zu vermeiden und die Effizienz zu steigern.

Armed Work umfasst fähigkeiten- erweiternde und -überschreitende wearable und invasive Technologien, die zur Erleichterung oder Leistungssteigerung von Arbeitsprozessen und zur Prävention von körperlicher Abnutzung zum Einsatz kommen. Bisher werden sie vor allem im Bauwesen, im Handwerk, in der Produktion, in der Logistik und beim Militär genutzt. Aber auch im Medizinwesen, beim Heimwerken, im Bildungsbereich oder in der Kreativbranche besteht ein wachsendes Interesse für bestimmte Körpererweiterungen und ihren technischen Möglichkeiten.

Das beweist Microsoft gekonnt mit seiner Hololens 2. Das Mixed-Reality-Gerät ermöglicht und erleichtert durch sein immersives Erlebnis Teamarbeit und ebnet neue Wege für Kommunikation und Arbeitsprozess. Das futuristische Visier erinnert an Astronautenequipment aus Science-Fiction Filmen und Serien und beweist damit ganz klar einen rationalen formalästhetischen Ansatz, der typisch für alle Körperweiterungen, die in Armed Work vereint werden, ist (vgl. Rational Approach).

Die Augmentationen dieser Kategorie kann man durchaus als modernen Harnisch bezeichnen. Denn Armed Work umfasst eine bunte Mischung an Explantaten, wie beispielsweise ganzkörper- oder teilkörper Exoskelette, Smart Glasses, Enhancing Goggles, Head-Up-Visiere, Smart Wear und Implantaten wie z.B. RFID-, oder NFC-Chips, die eine Person für den Arbeitsalltag oder bestimmte Tätigkeiten wappnen und zudem vor Fehlern und sogar Unfällen schützen.  

»Mit der Unterstützung von Exoskeletten versucht man solche Arbeitsplätze besser zu machen. Oder gesünder zu machen. Erträglicher zu machen.« – Alexander Hardt, Produktentwickler bei Ottobock

Die close to- und in-body Technologien die in Armed Work beschrieben werden, besitzen als einziger Bereich das Potenzial Körpererweiterungen in der Gesellschaft breitflächig einzubetten. Denn sie decken ein weites Spektrum an Berufsfeldern und Tätigkeiten ab, durch die einer heterogenen Masse an Menschen ein erster Kontakt, aber auch eine langfristige Anwendung von Augmentationen ermöglicht werden kann.

Besonders Implantables wie RFID- oder NFC-Chips stehen allerdings unter dem Schatten eines erhöhten Gruppenzwangs. Elle Nerdinger vom Cyborgs e.V., warnt vor den kleinen Chips, die immer häufiger auf sogenannten Chipping Parties im Arbeitsumfeld implantiert werden, wie Beispiele aus Schweden bestätigen. 

Nerdinger beschreibt eine mögliche Mitarbeiterüberwachung, die vor allem die Arbeiternehmer*innen trifft, die schon jetzt unter strengen Auflagen Leistung erbringen – z.B. Fließband-Arbeiter*innen – und sich in streng hierarchischen Unternehmen unter Beweis stellen müssen.



Take Away

Menschen werden zum Interface der von ihnen angewandten Körpererweiterung. Humane Kompetenzen und technologische Leistung werden hybridisiert und für die verschiedensten Tätigkeiten zu Nutze gemacht und erleichtern damit Arbeitsprozesse. Die Technologien werden als Werkzeuge identifiziert. Ihre Notwendigkeit als unterstützende Maßnahme wird ähnlich wie bei Therapietools (vgl. Shining Therapy) anerkannt.