Holistic Senses


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Die Umwelt mit neuen Sinnen erleben. Wie avantgardistische Cyborg-Kunst das Bedürfnis nach ganzheitlicher Wahrnehmung ins Rollen bringt.


Elefanten sagt man nach, dass sie schon Tage vorher ein Erdbeben spüren können. Haie besitzen mit ihrer Wahrnehmung für elektrische Felder einen sechsten Sinn. Im Vergleich zu der Sinneswahrnehmung so mancher anderer Spezien, scheinen die des Menschen einfältig. Eine Gruppe von Künstlern aus Barcelona hat es sich zur Aufgabe gemacht diesen Zustand zu ändern und gilt damit als globaler Vorreiter und Vorbild für artifizielle Sinne, inspiriert durch die Natur.

Das Ausstatten mit neuen, nicht menschlichen Sinnen vereint Holistic Senses. Die Fähigkeiten überschreitenden Körpererweiterungen sind Mittel für ein ganzheitliches und neues Empfinden. Die neuen Sinne ermöglichen intensive Erfahrungen mit dem Selbst und der Umwelt, wie z.B. mit Mitmenschen oder der Natur. Häufig sind die Wearables und Implantables aus dem Tierreich inspiriert und ahmen die Sinne anderer Spezien nach.

»The addition of a new sense made me start feeling much more connected to all the elements.« – Kai Landre, Cyborg-Künstler

In der Regel handelt es sich in dieser Kategorie um Sensoren, die als künstliche Rezeptoren äußere Einflüsse aufnehmen und in einen für den Menschen spürbaren Sinn umwandeln. Oft werden für diese Sinnesübersetzung Vibrationen genutzt, die mit dem haptischen Sinn erfasst werden können.

So z.B. Sentero. Das Wearable macht Orientierung im Raum spürbar. Der Sensor navigiert Nutzende durch ein haptisches Feedback nicht nur zu anderen gewünschten Sentero-Träger*innen, er findet auch bestimmte, gespeicherte Standorte.2 Ästhetisch gesehen, ähnelt die Form des intelligenten Kompasses stark an schon bekannte Explantate wie z.B. Fitness-Tracker und kann gut als Accessoire getragen werden (vgl. Established Approach).

Im Gegensatz zum Sentero lassen sich die meisten anderen Körpererweiterungen dieser Kategorie im Bereich des unkonventionellen, neuen Designs (vgl. New Approach) oder vereinzelt auch im rohen Designansatz (vgl. Raw Approach) verorten.

Die analysierten close to- und in-body Technologien sind Vorboten einer scheinbar grenzenlosen Aneignung unnatürlicher Sinne. Ebenso sind sie Ausdruck des Wunsches nach einer neuen Wahrnehmung, der Umwelt und dem Verlangen nach neuen lebensverändernden Erlebnissen. Sie verleihen ihren Anwendern*innen nicht nur übernatürliche Fähigkeiten, sie markieren diese Besonderheiten auch sichtbar auf ihren Körpern. Dennoch geht es in dieser Kategorie nicht um das Erlangen grenzüberschreitender Kräfte, sondern um das Bewusstsein, dass man dadurch bekommt. In einer hochtechnologisierten Welt, bringen diese Körpererweiterungen Menschen einander und der Natur näher.



Take Away

Die Anwendung dieser wearable und invasiven Technologien hat einen starken spirituellen Charakter.
Sie ermöglichen eine umfassende, fast berauschende Sinneserweiterung – durch Technologie. Neue Formen der Kommunikation und der Konnektivität werden geschaffen.